Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hat seine zweite Studie zum Innovationssystem Deutschland vorgestellt. Neben einer Zustandsbeschreibung gibt acatech in der Studie auch Empfehlungen für die Strukturen, Technologien und Beschäftigte der öffentlichen Verwaltung.
Laut der Studie „Innovationssystem Deutschland: Effizienz und Agilität der öffentlichen Verwaltung erhöhen“ bewerten ausschließlich 23 Prozent aller 11.000 Kommunen ihren Digitalisierungsstand als gut. Gleichzeitig sei jedoch in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Einzelnormen in Gesetzen und Verordnungen des Bundes um 17 Prozent gewachsen. „Die stetig wachsende Regelungsdichte in Deutschland bremst unser Innovationssystem“, kommentierte acatech– Präsident Jan Wörner diese Ergebnisse. Die Studie lege nahe, die Effizienz der Verwaltung durch technische Modernisierung, agilere Strukturen und kluge Personalentwicklung zu steigern.
Zu viele Juristen
Neben den steigenden Verordnungen sei auch die Personalzusammensetzung als Hemmnis für Innovationen in der öffentlichen Verwaltung zu sehen, so die Studie. Mit einem Anteil von 45 Prozent seien im europäischen Vergleich in Deutschland die meisten Juristinnen und Juristen in der Verwaltung beschäftigt. Ausschließlich bei 9 Prozent läge hingegen der Anteil der Beschäftigten mit längerer Erfahrung in der Privatwirtschaft. Laut der Studie verfügten die Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung zudem nicht in ausreichendem Maß über Transformations- und Digitalisierungskompetenzen. Auch der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung. Rund 39.000 unbesetzte Vollzeitstellen mit informations- und kommunikationstechnischem Profil habe die Verwaltung im Jahr 2022 registriert.
Durch diese Personalzusammensetzung werde zwar die Rechtssicherheit gewährleistet, jedoch könne sie gleichzeitig der Entwicklung des Innovationsgeistes und agiler Lösungsansätze entgegenstehen. „Innovationen entstehen aus Ideen und Veränderungsbereitschaft“, betonte der Projektleiter und acatech Vizepräsident, Christoph M. Schmidt. Die Modernisierung der staatlichen Verwaltung werde ihm zufolge nur gelingen, wenn diese sich agilen und effizienten Lösungswegen sowie hierarchieübergreifenden Arbeitsweisen öffne.
