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StartStaat & RathausPsychische Belastung im Öffentlichen Dienst nimmt zu

Psychische Belastung im Öffentlichen Dienst nimmt zu

„In Schulen und Kitas, bei der Polizei, im Gesundheits- und Pflegedienst oder in der Eingriffsverwaltung sind psychische Belastungen inzwischen ein Riesenthema.“ So brachte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach ein zentrales Fazit der 18. Bürgerbefragung des Deutschen Beamtenbundes auf den Punkt.

Immer wieder neue Aufgaben, Bürokratie, Überstunden und Doppelschichten: Bei den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst hat die psychische Belastung am Arbeitsplatz erheblich zugenommen – die Ursachen dafür sind vielfältig. Zu diesem Ergebnis kommt die Bürgerbefragung 2024 des Deutschen Beamtenbundes (dbb), die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt und am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Mit 49 Prozent gab rund die Hälfte der befragten Beamtinnen und Beamten an, dass sie durch ihren Beruf psychisch „eher stark“ belastet seien, 21 Prozent bezeichneten ihre Belastung sogar als „sehr stark“. Bei den Befragten aus der Privatwirtschaft antworteten hingegen nur 37 beziehungsweise elf Prozent mit dieser Einschätzung.

Zeitlicher Ausgleich von Überstunden gewünscht

Das Ergebnis analysierte der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach folgendermaßen: „Zum Teil bringt der Job das mit sich.“ Dabei fügte er aber auch hinzu: Was sich in den vergangenen Jahren an Verrohung der Sprache, an Gewaltbereitschaft und Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft ausgebreitet habe, „baden vor allem auch die Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst aus.“

72 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, die regelmäßig Mehrarbeit oder Überstunden leisten, wünschen sich einen zeitlichen Ausgleich und ziehen diese Variante einem finanziellen Ausgleich vor. Zudem zeigt die Befragung: Wer im Öffentlichen Dienst angestellt ist, wünscht sich häufiger eine Vier-Tage-Woche oder zusätzliche Urlaubstage. Bei Beamtinnen und Beamten steht hingegen eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit im Vordergrund.

Der dbb-Vorsitzende Silberbach findet das Ergebnis nicht verwunderlich: Beamte würden im Schnitt länger als andere Berufsgruppen arbeiten. „Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die durch nichts mehr begründet ist, außer durch die Ignoranz der Dienstgebenden“, sagte er. Die psychisch am stärksten belasteten Gruppen hätten die höchsten Arbeitszeiten. „Wer da den Zusammenhang nicht sieht und für Entlastung sorgt, ist entweder blind oder rücksichtslos.“

Parallel zeigt die Befragung aber auch: Das Ansehen des Staates ist aktuell offenbar auf einem Tiefpunkt angelangt.  70 Prozent der Umfrageteilnehmenden halten den Staat aktuell für überfordert und nur 25 Prozent sind der Ansicht, dass er seine Aufgaben noch erfüllen kann. Die Überforderung manifestiere sich vor allem in der Asyl- und Flüchtlingspolitik, doch auch in der Bildungspolitik sowie im Bereich innere Sicherheut sehen die Befragten erhebliche Defizite. Allerdings unterscheiden die Bürgerinnen und Bürger deutlich zwischen staatlichen Institutionen und den jeweiligen Beschäftigten.

Das höchste Ansehen unter den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst kommt dem Berufsstand des Feuerwehrmanns beziehungsweise der Feuerwehrfrau zu. 94 Prozent der Befragten gaben an, dass diese Gruppe bei ihnen ein hohes oder sogar sehr hohes Ansehen genieße. Dahinter folgen Krankenpflegekräfte (90 Prozent), Ärztinnen und Ärzte sowie Altenpflegekräfte (jeweils 86 Prozent). Lediglich 35 Prozent gaben an, Beamtinnen und Beamte besonders zu schätzen.  

An der Onlinebefragung nahmen nach Angaben des Beamtenbundes 2001 repräsentativ ausgewählte Menschen ab 14 Jahren teil.

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