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Bundesweit Mängel bei digitaler Barrierefreiheit

Inclusion Technology Lab e.V. hat den „Atlas digitale Barrierefreiheit“ veröffentlicht, eine bundesweite Studie zur Barrierefreiheit im digitalen Raum. Die Ergebnisse sind ernüchternd, besonders Bayerns schlechtes Abschneiden überrascht. Doch die Ergebnisse werden auch in Frage gestellt.

Insgesamt wurden rund 11.000 deutsche Kommunen bzw. deren Internetseiten vom Inklusionsunternehmens DasDies GmbH aus Unna getestet. DasDies ist eine Service-GmbH der AWO Rhein-Ruhr und beschäftigt Menschen mit Behinderung. Die Testenden ermittelten den Grad der digitalen Barrierefreiheit anhand von fünf Fragen: Kann man die Schriftgröße ändern? Gibt es eine Vorlesefunktion? Gibt es ein Angebot in Leichter Sprache? Wird das Thema Barrierefreiheit auf der Seite erwähnt? Kann man binnen drei Minuten erfahren, wo man einen Termin zur Verlängerung seines Personalausweises vereinbaren kann? Für jedes erfüllte Kriterium wurde ein Punkt vergeben, die Kommunen konnten also die Maximalpunktzahl von 5 erreichen.

770 Kommunen nicht barrierefrei

Jedoch: Der Studie zufolge erreichen nur drei Prozent der Kommunen die maximale Punktzahl. Sieben Prozent landeten bei null Punkten. Rund 770 Kommunen in Deutschland seien also für Menschen mit Behinderungen digital gar nicht zugänglich. Die Schlusslichter in der Liste sind Thüringen und Sachsen-Anhalt. Auf dem drittletzten Platz landet mit Bayern ein reiches Bundesland, was umso mehr überrascht, da der Freistaat in anderen digitalen Bereichen wie der Entwicklung von KI oder dem Kampf gegen Desinfortmation voranzugehen versucht. Bayern kam auf eine Durchschnittspunktzahl von 1,63. Bundesweit wurden 37 Prozent der möglichen Punkte erreicht.

Crawler bestätigen Nachholbedarf

Die von Menschen mit Behinderung durchgeführten Tests waren nicht technischer Natur, sondern bilden das „individuelle Empfinden“ bei der Nutzung der kommunalen Websites ab, so ein Sprecher des Inklusionsvereins Inclusion Technolgy Lab e.V., der den Atlas herausgibt. Ergänzend seien die Seiten mit einem Crawler untersucht worden, einem Computerprogramm, das die technischen Kriterien der digitalen Barrierefreiheit überprüft. Die Ergebnisse des Crawlers hätten sich nicht immer mit dem Erleben der Testerinnen und Tester gedeckt, seien aber in der Summe ebenfalls ernüchternd. Das Inclusion Technolgy Lab forderte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Zuge der Ergebnisse dazu auf, Bayern „an die Spitze der Bewegung zum barrierefreien Staat“ zu setzen.

Zweifel an Aussagekraft der Studie

Kritikerinnen und Kritiker der Studie merken an, dass die Testkriterien nicht den gesetzlichen Definitionen von Barrierfreiheit entsprächen und zu subjektiv seien. Zudem könnten bestimmte Fragen irreführend sein und wenig Aussagekraft haben. Dass eine kommunale Website den Begriff „Barrierefreiheit“ an irgendeiner Stelle einfach nur erwähnt, sei zum Beispiel kein Anzeichen dafür, dass die Seite auch barrierefrei gestaltet sei.

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