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Mehr Digitalisierung für alle

Zwei Drittel der über 75-Jährigen fühlen sich häufig von digitalen Technologien überfordert – das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Bitkom Research. Eine Situation, die so nicht hinnehmbar ist. Im Interview erklärt Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wie Behördenleistungen aussehen müssen, damit ältere Menschen sich zurechtfinden. Außerdem spricht sie über die Erfolge des DigitalPakts Alter und lädt Kommunen ein, ihre Ideen zur digitalen Teilhabe zu teilen.

Behörden Spiegel: Wo setzen Sie an, um älteren Menschen digitale Teilhabe zu ermöglichen?

Lisa Paus: Die digitale Lebenswelt ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Vernetzung, digitale Services und Technologien haben das Potenzial, das Leben leichter zu machen. Mir ist wichtig, dass alle Menschen in Deutschland ohne Hürden daran teilhaben können. Mit über fünf Millionen Euro fördern wir deshalb in dieser Legislatur bundesweit Angebote vor Ort mit dem Ziel, digitale Kompetenzen älterer Menschen zu erhöhen.

Mit dem „DigitalPakt Alter“ zeigen wir einerseits Älteren die Chancen der Digitalisierung auf und unterstützen sie, sich online gut zurechtzufinden. Andererseits bringen wir uns politisch so ein, dass bei der rasanten Weiterentwicklung der digitalen Lebenswelt auch die Bedarfe Älterer mitgedacht werden. Eine inklusive Digitalpolitik für Menschen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen zu gestalten, ist Gesellschaftspolitik, der sich mein Haus verschrieben hat.

Behörden Spiegel: Inwieweit berücksichtigen digitale Angebote von Behörden die Bedürfnisse von älteren Menschen und wo besteht Verbesserungsbedarf?

Paus: Der Öffentliche Dienst ist verpflichtet, Informationen ohne Hürden zugänglich zu machen, also Barrierearmut oder Barrierefreiheit im Netz sicherzustellen. Die Struktur der Seiten sollte für Bürgerinnen und Bürger, die eine Information oder Dienstleistung suchen, intuitiv und klar aufgebaut sein. Verständliche Sprache ist wichtig. Viele profitieren davon, dass der Text auch automatisch vorgelesen oder vergrößert werden kann.

Klar ist allerdings: Wenn es um Verwaltungsakte der Behörden geht, müssen diese auch weiter höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Das ist wichtig, um Missbrauch entgegenzuwirken. Wir machen große Schritte beim Ausbau der digitalen Verwaltung des Bundes mit der BundID. Termine mit dem Bürgeramt online buchen, die Steuererklärung elektronisch abgeben, einen Pflegeantrag online stellen – all das geht bereits ohne den digitalen Personalausweis und spart Zeit und Wege. Möglichkeiten des Kontakts per Telefon, Post oder persönlich sowie Informationen und Formulare in gedruckter Form sind allerdings weiter unabdingbar, solange eine beträchtliche Zahl an Menschen derzeit noch Schwierigkeiten mit den digitalen Möglichkeiten hat.

Behörden Spiegel: Seit drei Jahren gibt es den DigitalPakt Alter. Was sind die größten Erfolge dieser Zeit und was sind die nächsten Schritte?

Paus: Der DigitalPakt Alter ist eine Initiative zur Stärkung älterer Menschen in der digitalen Welt. Mein Haus hat ihn mit der BAGSO – der Bundesarbeitsgemeinschaft für Seniorenorganisationen e. V. ins Leben gerufen. An aktuell 250 Erfahrungsorten sind mehrere Tausend ältere Ehrenamtliche aktiv, die Internet-Neulinge auf Augenhöhe zu unterstützen. Dass dieses Angebot für so viele einen Unterschied macht, ist der größte Erfolg: Bisher wurden Dank dieses großartigen Engagements über 36.000 Ältere beim Kennenlernen der digitalen Lebenswelt begleitet.

Ein weiterer Erfolg des DigitalPakts Alter ist, dass er ein wachsendes Bündnis zur Förderung der digitalen Teilhabe Älterer zusammenbringt, das voneinander lernt und gemeinsam gestaltet. Meilensteine hier waren der Schulterschluss mit allen Bundesländern, aber auch mit wichtigen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ein Schwerpunkt der kommenden Monate ist, möglichst viele Kommunen dafür zu gewinnen, die digitale Teilhabe ihrer älteren Bürgerinnen und Bürger zu fördern.

Behörden Spiegel: Aktuell läuft der Kommunenwettbewerb „Kommunal. Digital.Genial“. Worum geht es?

Paus: Es geht darum, dass die Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ein Angebot machen, besser am digitalen Leben teilzuhaben. Einige Kommunen haben z. B. virtuelle Beratungsbüros und Bürgerterminals eingerichtet oder gehen mit digitalen „Bürgerkoffern“ in Pflegeheime, um Formalitäten zu regeln. Mit dem Wettbewerb geht es einerseits darum, sich von den guten und sehr guten Ideen der anderen Kommunen inspirieren zu lassen: Wie machen die das, was funktioniert? Und natürlich wollen wir das Engagement der Kommunen würdigen, stärken und sichtbar machen. Mit dem Kommunenwettbewerb „Kommunal.Digital.Genial“ schaffen wir eine Bühne und eine Ideensammlung, um gemeinsam zu mehr Digitalisierung für alle zu kommen.

Behörden Spiegel: Wer kann am Wettbewerb teilnehmen?

Paus: Teilnahmeberechtigt sind ab sofort alle kreisfreien Städte, Landkreise und kreisangehörige Gemeinden in Deutschland. Und die Teilnahme lohnt sich: Die Commerzbank- Stiftung stellt ein Preisgeld von 50.000 Euro für mehrere Preisträger zur Verfügung. Die Gewinner werden auf dem 14. Deutschen Seniorentag am 2. April 2025 in Mannheim vorgestellt und erhalten ein digitales Siegel als ausgezeichnete Kommune. Zudem freue ich mich, dort auch die Preise überreichen zu dürfen. Ich lade alle Kommunen und Landkreise herzlich zur Teilnahme am Wettbewerb ein. Alle wichtigen Informationen gibt es im Netz unter www.digitalpakt-alter.de/wettbewerb.

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